European Occupy Central Bank
Geldsystemreform
(Veröffentlichung vom 06.09.2012)
Geldsystemreform
(Veröffentlichung vom 06.09.2012)
In den vergangenen Monaten hat die Europäische Occupy Zentralbank (EOZB) im Zuge der allgemeinen Kritik gegenüber Banken, Finanzmärkte und Geldsysteme die moderne Geldschöpfungspraxis thematisiert und eine „Vollgeld“-Reform vorgeschlagen. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hat am 05.02.12 in dem Artikel „Wie kommt Geld in die Welt“ beschrieben, dass das meiste zirkulierende Geld eben nicht von Staaten oder Zentralbanken, sondern von Privatbanken als Kredit geschöpft und mit Zinsforderungen behaftet in Umlauf gebracht wird. Diese Praxis sei allerdings allgemein akzeptabel, schließt der Artikel und beruft sich dabei auf den „Mainstream der Ökonomen“.
Die EOZB tritt dem entgegen und kritisiert, dass diese Schlussfolgerung wesentliche Ursachen der heutigen Finanz- und Schuldenkrise sowie die systemische Macht der Banken unterschätzt bzw. geradezu ignoriert. Die angebliche Geldwertstabilität ist, Vermögenspreisblasen eingerechnet, mitnichten vorhanden, das bestehende Geldsystem nach ordnungspolitischen Gesichtspunkten – orientiert an demokratischen Prinzipien mit dem Primat der Politik, aber auch nach kaufmännisch-ethischen Normen – allgemein nicht akzeptabel.
Der Internationale Währungsfond hat jüngst ein Arbeitspapier veröffentlicht, The Chicago Plan Revisited (WP/12/202), in welchem ein Vollgeldsystem, seine Vorteile und die dafür notwendigen Reformen behandelt werden. Zitate aus dem Abstract des Arbeitspapiers:
“At the height of the Great Depression a number of leading U.S. economists advanced a proposal for monetary reform that became known as the Chicago Plan. It envisaged the separation of the monetary and credit functions of the banking system, by requiring 100% reserve backing for deposits. Irving Fisher (1936) claimed the following advantages for this plan: (1) Much better control of a major source of business cycle fluctuations, sudden increases and contractions of bank credit and of the supply of bank-created money. (2) Complete elimination of bank runs. (3) Dramatic reduction of the (net) public debt. (4) Dramatic reduction of private debt, as money creation no longer requires simultaneous debt creation. (…) We find support for all four of Fisher's claims. Furthermore, output gains approach 10 percent, and steady state inflation can drop to zero without posing problems for the conduct of monetary policy.“
Dies wurde in der deutschsprachigen Presse unter anderen aufgegriffen vom Handelsblatt „IWF-Forscher spielen radikale Bankreform durch“ (16.08.12) und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung „Zwei Ökonomen des IWF empfehlen radikale Geldreform“ (24.08.12). Dabei wurde auch auf Geldsystem-reformistische Initiativen im deutschsprachigen Raum verwiesen, wie die Monetative e. V. und den Verein Monetäre Modernisierung, welche sich schon seit Langem mit dem Thema auseinandersetzen.Die EOZB sieht sich in ihrer Kritik am Geldsystem und ihrem Lösungsvorschlag dafür bestätigt und verweist hierzu auf ihre Publikationen im Dezember 2011, Januar und Februar 2012 unter: http://eozb.weebly.com/
Generell sieht die EOZB eine maßgebliche Ursache für das Nicht-Funktionieren der heutigen Finanz- und Wirtschaftsordnung nach sozialen, ökologischen und auch ökonomischen Nachhaltigkeits- und Gerechtigkeitskriterien im Wesen und den Funktionsweisen der modernen Geldschöpfungspraxis. Betont sei hierbei auch die Notwendigkeit der Umstellung des Geld- und Bankensystems nach moralisch-ethischen und ordnungspolitischen Gesichtspunkten, dass es nicht nur ungerecht, sondern ordnungspolitisch auch irrational ist:
Auch im Kontext der gegenwärtigen Staatsschuldenkrise ist eine Reform der Geldschöpfungssystematik ein konstruktiver und praktikabler Lösungsansatz, da er eine graduelle Umstellung der bestehenden Geldordnung aus dem System heraus zulässt. Das Konzept ist insofern nicht utopisch, da die bestehende Ordnung nicht zerstört werden muss, um dann eine neue Ordnung zu etablieren. Freilich würde eine derartige Reform dazu führen, dass Banken durch den Verlust der Möglichkeit zur Giralgeldschöpfung und dem einhergehenden Verlust ihrer „Systemrelevanz“ enorm an Macht verlören. Aber ist nicht genau das vonnöten, angesichts der vorherrschenden asymmetrischen wirtschaftlich-politischen Machtkonzentration bei Banken? Und erst recht im Kontext der nachgewiesen kriminellen Machenschaften, durch welche die Banken- und Finanzkrise ausgelöst wurde, mit all ihren schädlichen Auswirkungen für die Gesellschaft? Und auch angesichts der weitgehend ausgebliebenen angemessenen politischen, regulatorischen und juristischen Konsequenzen?
Bedenkt man dazu das systemisch bedingte und stetige Anwachsen der Schulden in allen Bereichen – denklogisch in einen finanzsystemischen Kollapses mit ungeahnten politischen und sozialen Folgen führend (nicht nur für die Eurozone, sondern auch weit darüber hinaus), wird eine systemische Korrektur im Geldsystem immer dringender.
Betrachtet man ferner, wie aus der gegenwärtigen Krise ein Instrument wie das des ESM entsteht: unter hohem Demokratiedefizit nämlich (wie es selbst EZB-Präsident Mario Draghi angedeutet hat) so wird deutlich, dass – die Ursachenkette zurückverfolgt – das heutige Geldsystem auch der Demokratie insgesamt großen Schaden zufügt, sie geradezu ausgehebelt wird, wenn ein kleines, elitäres Gremium ohne demokratische Kontrolle eigenmächtig grundlegende wirtschaftspolitische Entscheidungen trifft. Auch deswegen müssen akute Missstände im Geldsystem behoben werden. Dafür scheint eine Geldsystem-Reform, wie sie die genannten Initiativen beschreiben, ein sinnvoller Ansatz zu sein. Vorausgesetzt natürlich, dass der Staat, bzw. die staatliche Monetative, vollständig im öffentlich-demokratischen Sinne agiert und entsprechend kontrolliert wird.
Eine Vollgeld-Reform beinhaltet vereinfacht dargestellt:
Lesehinweise:
http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/vollgeld-iwf-forscher-spielen-radikale-bankreform-durch/7008170.html
http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2012/wp12202.pdf (IWF-Arbeitspapier )
www.monetative.de (Initiative für eine Vollgeldreform)
Ein Vollgeldsystem schafft den Kapitalismus und viele andere Probleme, die dieses sozioökonomische System verursacht, nicht ab. Für eine „bessere Welt“, für eine sozial gerechtere und ökonomisch und ökologisch nachhaltige Gesellschaft und Wirtschaftsordnung bedarf es unter vielem anderen auch einer entsprechend angemessen funktionierenden Finanzmarktaufsicht, eines gerechten Steuersystems, eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle Menschen. Insbesondere müssen die Systemmechanismen, welche Wachstum- und Profitzwang erzwingen, aufgelöst werden.
Ziel muss es sein, ein humanes, gerechtes und nachhaltiges Wirtschafts- und Gesellschaftssystem für diesen Planeten zu etablieren, in dem das Leben für alle Lebenswesen – ungehindert durch politische, ökonomische, soziale oder ökologische Zwänge – frei entfalten kann und in dem politische und sozioökonomische Institutionen und Systeme dies nicht einschränken, sondern fördern.
Abschließend sei angemerkt, dass die Kritiken und Problemlösungsvorschläge der EOZB nicht zwingenderweise die inhaltlichen Standpunkte von Occupy:Frankfurt oder der Occupy Bewegung generell repräsentativ widerspiegeln. Die EOZB vertritt eigene Thesen und Standpunkte und definiert sich als eine politisch aktivistische Initiative, die aus Occupy:Frankfurt entstanden ist, aber personell und teilweise inhaltlich mit der Occupy Bewegung eng vernetzt ist.
Der Vorstand der EOZB
Die EOZB tritt dem entgegen und kritisiert, dass diese Schlussfolgerung wesentliche Ursachen der heutigen Finanz- und Schuldenkrise sowie die systemische Macht der Banken unterschätzt bzw. geradezu ignoriert. Die angebliche Geldwertstabilität ist, Vermögenspreisblasen eingerechnet, mitnichten vorhanden, das bestehende Geldsystem nach ordnungspolitischen Gesichtspunkten – orientiert an demokratischen Prinzipien mit dem Primat der Politik, aber auch nach kaufmännisch-ethischen Normen – allgemein nicht akzeptabel.
Der Internationale Währungsfond hat jüngst ein Arbeitspapier veröffentlicht, The Chicago Plan Revisited (WP/12/202), in welchem ein Vollgeldsystem, seine Vorteile und die dafür notwendigen Reformen behandelt werden. Zitate aus dem Abstract des Arbeitspapiers:
“At the height of the Great Depression a number of leading U.S. economists advanced a proposal for monetary reform that became known as the Chicago Plan. It envisaged the separation of the monetary and credit functions of the banking system, by requiring 100% reserve backing for deposits. Irving Fisher (1936) claimed the following advantages for this plan: (1) Much better control of a major source of business cycle fluctuations, sudden increases and contractions of bank credit and of the supply of bank-created money. (2) Complete elimination of bank runs. (3) Dramatic reduction of the (net) public debt. (4) Dramatic reduction of private debt, as money creation no longer requires simultaneous debt creation. (…) We find support for all four of Fisher's claims. Furthermore, output gains approach 10 percent, and steady state inflation can drop to zero without posing problems for the conduct of monetary policy.“
Dies wurde in der deutschsprachigen Presse unter anderen aufgegriffen vom Handelsblatt „IWF-Forscher spielen radikale Bankreform durch“ (16.08.12) und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung „Zwei Ökonomen des IWF empfehlen radikale Geldreform“ (24.08.12). Dabei wurde auch auf Geldsystem-reformistische Initiativen im deutschsprachigen Raum verwiesen, wie die Monetative e. V. und den Verein Monetäre Modernisierung, welche sich schon seit Langem mit dem Thema auseinandersetzen.Die EOZB sieht sich in ihrer Kritik am Geldsystem und ihrem Lösungsvorschlag dafür bestätigt und verweist hierzu auf ihre Publikationen im Dezember 2011, Januar und Februar 2012 unter: http://eozb.weebly.com/
Generell sieht die EOZB eine maßgebliche Ursache für das Nicht-Funktionieren der heutigen Finanz- und Wirtschaftsordnung nach sozialen, ökologischen und auch ökonomischen Nachhaltigkeits- und Gerechtigkeitskriterien im Wesen und den Funktionsweisen der modernen Geldschöpfungspraxis. Betont sei hierbei auch die Notwendigkeit der Umstellung des Geld- und Bankensystems nach moralisch-ethischen und ordnungspolitischen Gesichtspunkten, dass es nicht nur ungerecht, sondern ordnungspolitisch auch irrational ist:
- wenn Banken leistungslos Kreditgeld schöpfen (ein paar Zahlen am Computer eintippen)
- sie dies Geld als „ihr Vermögen“ ansehen und bei der Kreditvergabe Zinsen als Gewinnmarge verlangen und
- wenn der Kreditnehmer den Kredit nicht mehr bedienen kann, die Bank dann sein Eigentum pfänden darf
- und der demokratisch verfasste Staat mit dem Primat der Politik und dem Volk als Souverän eben dieses Privileg nicht hat.
Auch im Kontext der gegenwärtigen Staatsschuldenkrise ist eine Reform der Geldschöpfungssystematik ein konstruktiver und praktikabler Lösungsansatz, da er eine graduelle Umstellung der bestehenden Geldordnung aus dem System heraus zulässt. Das Konzept ist insofern nicht utopisch, da die bestehende Ordnung nicht zerstört werden muss, um dann eine neue Ordnung zu etablieren. Freilich würde eine derartige Reform dazu führen, dass Banken durch den Verlust der Möglichkeit zur Giralgeldschöpfung und dem einhergehenden Verlust ihrer „Systemrelevanz“ enorm an Macht verlören. Aber ist nicht genau das vonnöten, angesichts der vorherrschenden asymmetrischen wirtschaftlich-politischen Machtkonzentration bei Banken? Und erst recht im Kontext der nachgewiesen kriminellen Machenschaften, durch welche die Banken- und Finanzkrise ausgelöst wurde, mit all ihren schädlichen Auswirkungen für die Gesellschaft? Und auch angesichts der weitgehend ausgebliebenen angemessenen politischen, regulatorischen und juristischen Konsequenzen?
Bedenkt man dazu das systemisch bedingte und stetige Anwachsen der Schulden in allen Bereichen – denklogisch in einen finanzsystemischen Kollapses mit ungeahnten politischen und sozialen Folgen führend (nicht nur für die Eurozone, sondern auch weit darüber hinaus), wird eine systemische Korrektur im Geldsystem immer dringender.
Betrachtet man ferner, wie aus der gegenwärtigen Krise ein Instrument wie das des ESM entsteht: unter hohem Demokratiedefizit nämlich (wie es selbst EZB-Präsident Mario Draghi angedeutet hat) so wird deutlich, dass – die Ursachenkette zurückverfolgt – das heutige Geldsystem auch der Demokratie insgesamt großen Schaden zufügt, sie geradezu ausgehebelt wird, wenn ein kleines, elitäres Gremium ohne demokratische Kontrolle eigenmächtig grundlegende wirtschaftspolitische Entscheidungen trifft. Auch deswegen müssen akute Missstände im Geldsystem behoben werden. Dafür scheint eine Geldsystem-Reform, wie sie die genannten Initiativen beschreiben, ein sinnvoller Ansatz zu sein. Vorausgesetzt natürlich, dass der Staat, bzw. die staatliche Monetative, vollständig im öffentlich-demokratischen Sinne agiert und entsprechend kontrolliert wird.
Eine Vollgeld-Reform beinhaltet vereinfacht dargestellt:
- Geld wird nicht mehr als zinsbehaftetes Schuldgeld (Kredit) geschöpft, sondern zinslos in Form von öffentlichen Ausgaben,oder auch pauschalen pro-Kopf Überweisungen an die Bürger, in Umlauf gebracht.
- Nur der Staat, bzw. die staatliche Monetative, ist zur Geldschöpfung privilegiert. Die Giralgeldschöpfung durch Banken wird abgeschafft.
- Bankeinlagen von Privat- und Unternehmenskunden werden nicht mehr bei der Bank verwahrt, sondern beim Staat (wodurch Banken im Insolvenzfall abgewickelt werden können, ohne dass es zu einem „Bankrun“ kommt, was auch „Bailouts“ mit öffentlichen Mitteln unnötig macht).
Lesehinweise:
http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/vollgeld-iwf-forscher-spielen-radikale-bankreform-durch/7008170.html
http://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2012/wp12202.pdf (IWF-Arbeitspapier )
www.monetative.de (Initiative für eine Vollgeldreform)
Ein Vollgeldsystem schafft den Kapitalismus und viele andere Probleme, die dieses sozioökonomische System verursacht, nicht ab. Für eine „bessere Welt“, für eine sozial gerechtere und ökonomisch und ökologisch nachhaltige Gesellschaft und Wirtschaftsordnung bedarf es unter vielem anderen auch einer entsprechend angemessen funktionierenden Finanzmarktaufsicht, eines gerechten Steuersystems, eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle Menschen. Insbesondere müssen die Systemmechanismen, welche Wachstum- und Profitzwang erzwingen, aufgelöst werden.
Ziel muss es sein, ein humanes, gerechtes und nachhaltiges Wirtschafts- und Gesellschaftssystem für diesen Planeten zu etablieren, in dem das Leben für alle Lebenswesen – ungehindert durch politische, ökonomische, soziale oder ökologische Zwänge – frei entfalten kann und in dem politische und sozioökonomische Institutionen und Systeme dies nicht einschränken, sondern fördern.
Abschließend sei angemerkt, dass die Kritiken und Problemlösungsvorschläge der EOZB nicht zwingenderweise die inhaltlichen Standpunkte von Occupy:Frankfurt oder der Occupy Bewegung generell repräsentativ widerspiegeln. Die EOZB vertritt eigene Thesen und Standpunkte und definiert sich als eine politisch aktivistische Initiative, die aus Occupy:Frankfurt entstanden ist, aber personell und teilweise inhaltlich mit der Occupy Bewegung eng vernetzt ist.
Der Vorstand der EOZB